10 Jahre ohne Melvin

Unser Jahr fängt immer mit einer traurigen Erinnerung an. Am 04.01.2004 starb Melvin mit 18 Monaten an einem Gehirntumor. Es vergeht kein Tag, wo ich nicht an ihn denke. Manchmal kommt mir unsere gemeinsame Zeit vor wie aus einem anderen Leben und manchmal fühlt es sich an als ob es erst gestern war als er gehen musste. Ich möchte euch mitnehmen auf eine kleine Zeitreise in unsere Vergangenheit!

Timon & Melvin 1Ich weiß noch sehr genau als Timon mit Christian am zweiten Tag nach Melvins Geburt ins Krankenhaus kam. Melvin hat fürchterlich geschrien und Timon kam rein und hatte einen entsetzten Gesichtsausdruck, als ob er am Liebsten gleich wieder rauslaufen wollte. Aber das Eis war schnell gebrochen. Melvin hatte Timon einen Siku Trecker mitgebracht, damit war Timon erstmal abgelenkt und dann durfte er das Fläschchen halten und Melvin war still.

Timon und MelvinTimon war ein stolzer großer Bruder, seine Eifersucht drückte sich nur darin aus das er Melvin manchmal sehr fest umarmte und beschmuste. Auf diesen Foto sind die Beiden mit ihren Puppen Anton und Lukas, die immer dabei sein mussten.

DSC00062kMelvin war für jeden Blödsinn zu haben, er hat alles mit sich machen lassen. Ob Sonnenbrille aufsetzen oder irgendwelche Kopfbedeckungen, ihm stand jede Mütze. Als ich die Fotos herausgesucht habe ist mir aufgefallen das er auf keinem Foto lacht. Dabei hat er sehr viel gelacht, hatte oft ein verschmitztes Lächenln.

DSC00054kKleiner Mann mit großer Kappe!

Melvin unterm BettMelvin hat sich oft in ausweglose Situationen gebracht mit seiner Neugierde alles zu entdecken. Mal steckte er unter dem Bett fest, mal in der Spielkiste, in der Spielscheune, in der Schublade oder hinter dem Fernseher. Er war sehr schnell sehr mobil und nicht aufzuhalten.

DSC00172kTimon gefiel das nicht unbedingt, denn seine Spielsachen waren nirgendwo sicher. Melvin interessierte sich nicht für langweiliges Babyspielzeug, er wollte richtiges Spielzeug. Um so schöner waren für ihn die Morgende an denen Timon im Kindergarten war. Dann konnte er ungestört mit den großen Playmobilsachen und den Treckern spielen.

DSC00079kVon Schlafen hielt Melvin nicht allzuviel, das wurde kurz nebenbei erledigt. Mal hier 10 Min., im Kinderwagen 20 Min.. Aber es gab so viel zu entdecken, er wollte nichts verpassen. Wenn er schlief, dann am liebsten in Bauchlage auf seinem Lukas.

DSC00174kAber meistens reichte ein kleines Nickerchen auf dem Boden. Mitten im Spiel, kurz den Kopf zur Seite gelegt und geschlafen, bevor es jemand mitbekommen hat war er schon wieder wach!

DSC00044kSehr glücklich war Melvin als er endlich in den großen Kindersitz durfte. Den Blick nach vorne, um alles mitbekommen. Jetzt gab es keinen Grund mehr im Auto zu schlafen. Timon nannte Melvin immer sein kleiner Mopsi, wir haben ihn meistens Melvinius Hasenpups genannt. Wenn er wieder etwas angestellt hatte, brauchte ich nur zu rufen: „Melvinius Hasenpups“, dann wusste er Bescheid und fing an zu lachen.

DSC00188kBei diesem Ausflug auf einen Abenteuerspielplatz musste er die meiste Zeit auf der Decke verbringen, während die Anderen unterwegs waren. Das hat ihm gar nicht gefallen, er wollte immer dabei sein. Im Sommer gab es mal eine gefährliche Situation. Wir waren bei meiner Schwägerin zu Besuch, sie hatte für die Größeren das Planschbecken aufgebaut. Melvin saß auf dem Rasen und spielte mit einer großen Gießkanne voll Wasser. Er hat die Brause der Gießkanne in die Öffnung getaucht und dann seine Hand hochgehoben. Das Wasser lief ihm dann am Arm runter. Damit war er eine ganze Weile beschäftigt. Ich bin ins Haus gegangen um etwas zu holen. Kurz darauf kam meine Schwägerin hinterher. Wir haben kurz erzählt und nicht darüber nachgedacht, dass die Kinder alleine draußen sind. Auf einmal rief die Nachbarin. Wir sind rausgelaufen und sahen dass Melvin einmal quer durch das Plaschbecken gekrabbelt war. Er war pitschnass und strahlte uns an. Ich hatte Herzklopfen weil ich wusste das diese Situation anders hätte ausgehen können!

DSC00292kMelvin hat mich immer an Michel aus Lönneberga erinnert. Ganz viel dummes Zeug im Kopf, immer für eine Überraschung gut.

kTimon und Melvin hatten viel Spaß, gemeinsame Kuschelzeit, Spielzeit und Zeit zum Streiten. Meistens hatte Melvin eine Idee und Timon hat dann mitgemacht. Auf den Staubsauger klettern während Mama saugt. Wenn Melvin etwas getan hat was verboten war wurde gleich gepetzt, was manchmal auch gut war. „Mama darf Melvin das Messer?“ Ich hatte ein Schälmesser in der Mitte vom Tisch gelegt, unerreichbar, eigentlich. Doch Melvin hat den Stuhl abgezogen, ist hinaufgeklettert und hat das Messer genommen und das mit gerade 12 Monaten.

Hochzeit MelvinMelvin hat jeden gleich angestrahlt, hatte keine Angst und Scheu, er hat oft für Timon das Eis gebrochen. Der war Fremden gegenüber eher zurückhaltend musste erst auftauen, wenn wir wo zu Besuch waren.

Melvin PolizistDieses Foto ist eins der letzten Fotos, es war Heiligabend. Timon hatte eine Polizeiverkleidung bekommen. Ich habe Melvin die Mütze aufgesetzt, die er gleich wieder vom Kopf genommen hat. Aber ich habe es geschafft, noch schnell ein Foto zu machen! 11 Tage später ist er gestorben, an dem Abend wusste ich das irgendetwas nicht stimmt, aber mit der Diagnose Gehirntumor hätte ich nie gerechnet. Wir hatten nur 7 Tage um gegen die Krankheit anzukämpfen und den Kampf zu verlieren. 7 Tage voller Hoffen und Bangen, dass alles wieder gut wird. Zwar bin ich froh, dass er nicht so lange kämpfen musste, aber ich habe so sehr auf ein Wunder gehofft.

Manchmal frage ich mich wie die letzten 10 Jahre verlaufen wären, wenn Melvin nicht gestorben wäre. Wäre alles ganz anders gekommen oder würden wir heute das Gleiche machen, was wir jetzt machen? Würde ich dann auf diesem Blog schreiben?

Es war eine schwere Zeit, nicht nur die Zeit ohne Melvin, sondern auch ohne Shannon die nur 5 1/2 Jahre davor gestorben ist. Diese Jahre haben die Spreu vom Weizen getrennt. Viele Bekanntschaften und vermeintliche Freundschaften sind in die Brüche gegangen, aber es haben sich auch viele neue Begegnungen ergeben. Ich habe interessante Menschen getroffen. Ich weiß nicht ob Trauer irgendwann abgeschlossen ist, ich glaube man muss einfach mit ihr leben, sie ist ein Teil von uns.

Nach außen sind wir eine ganz normale Familie, aber für mich fühlt es sich nie vollständig an, es fehlt ein großer Teil. Ich glaube wir haben das Beste aus unsere Situation gemacht, haben gemeinsam einen Weg aus dieser Krise gefunden.

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