Abschied nehmen – Trauer begleiten

Heute mal einen ganz anderen Blogbeitrag! Aber weil mir dieses Thema am Herzen liegt und es uns immer wieder betrifft, egal ob wir wollen oder nicht möchte ich etwas dazu schreiben.

Immer wieder werden wir mit Tod und Trauer in unserem Alltag konfrontiert und jeder ist insgeheim froh wenn es ihn nicht direkt (in der eigenen Familie) betrifft. Aber auch wenn es uns nicht selber betrifft ist es sehr belastend mitzuerleben wie Freunde, Bekannte oder Nachbarn unter den Tod eines geliebten Menschen leiden. Wenn man selber schonmal intensiv Trauer erlebt hat, dann weiß man was auf die Angehörigen zukommt und was sie erleben. Natürlich ist jeder Verlust anders, es ist ein Unterschied ob man sein Kind, seinen Ehepartner oder seine Eltern verliert und auch die Umstände des Todes spielen eine Rolle. Ob jemand eine längere Krankheit durchgemacht hat oder ob jemand sehr plötzlich verstirbt. Ich möchte aber damit nicht sagen nach einer langen Krankheit ist es einfacher. Aus Gesprächen mit vielen Angehörigen weiß ich, dass egal wie lange diese Krankheit gedauert hat, der Tod oft als unerwartet und plötzlich erlebt wird. Dann ist es endgültig und es gibt kein zurück mehr. Und auch wenn unser Verstand weiß, dass es für den Angehörigen eine Erlösung von den Schmerzen und der Qual ist, so bleibt die Einsamkeit und Sehnsucht. Nie wieder mit demjenigen sprechen zu können, ihn nicht mehr nach seiner Meinung fragen können …

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Die Stickdatei mit der Schrift ist von Design-by-Jasmina. Der Text ist aus einem Liedtext von Philipp Poisel.

Warum schreibe ich das alles? Vor zwei Wochen ist plötzlich unser Nachbar verstorben. An einem Samstagabend kurz bevor wir ins Bett gehen wollten, bemerkten wir den Krankenwagen vor unserem Haus. Lange war für uns unklar was passiert ist und dann war klar, er hat es nicht geschafft. Und da war sie wieder die Hilflosigkeit, zuschauen zu müssen wie es anderen schlecht geht und nichts machen zu können. Mein erster Impuls war sofort rüber zu laufen, um zu unterstützen und zu helfen, einfach da zu sein. Aber sie waren versorgt, hatten Hilfe und Unterstützung und ich hielt mich zurück.

IMG_2639kUm Trauernde zu begleiten braucht es einen langen Atem, denn Trauer ist ein langer Prozess der oft über Jahre anhält. Manchmal ist die Trauer nach außen nicht sichtbar, gerade in der Anfangszeit scheinen die Hinterbliebenen gut zu funktionieren. Gerade bei plötzlichen Todesfällen dauert es oft mehrere Wochen bis die Erkenntnis kommt, es ist endgültig und nichts wird mehr sein wie es war! Während Angehörige in der Anfangszeit mit Aufmerksamkeit überschüttet werden, lässt es nach einigen Wochen rasch nach. Nach einem Jahr steht man oft fast alleine da, der Freundes- und Bekanntenkreis dünnt sich aus. Aber man trifft auf neue Menschen, es sind oft Kontakte die sich erst durch die Trauer ergeben. Ich kenne inzwischen beide Seiten, die Seite der Trauernde und die Seite der Begleitende. Heute weiß ich wie schwer es ist jemanden über einen langen Zeitraum zu begleiten! Die Schwierigkeit ist der Alltag der uns nach einem solchen Ereignis schnell wieder gefangen nimmt, die vielen Anforderungen die an uns gestellt werden und immer hat man im Hinterkopf „Ich muss mich mal wieder melden!“

IMG_2641kWie kann ich Trauernde unterstützen?

  • nachdem man die Todesnachricht bekommen hat sollte man schnell den ersten Kontakt aufnehmen, indem man die Angehörigen besucht, mit ihnen telefoniert oder eine Karte schreibt (wenn man sich nicht so nah kennt)
  • eine Trauerkarte zu schreiben fällt vielen schwer, wenn man persönliche Erinnerungen mit den Toten hat, sollte man sie für die Familie aufschreiben. Die Familie freut sich zu lesen wie sehr der Tote geschätzt und gemocht wurde
  • dieser erste Kontakt erleichtert jedes weitere Zusammentreffen und man hat nicht das Gefühl wenn man die Angehörigen plötzlich trifft, panisch die Straßenseite wechseln zu müssen, weil man nicht weiß, wie man sich verhalten soll (ich habe es selber erlebt)
  • man sollte nicht versuchen tröstende Worte zu finden, es gibt kein Trost nach dem Tod eines Menschen. (kein: „Es ist besser so“ oder “ Es ist ihm/ihr viel erspart geblieben“) Selbst wenn man als Angehöriger weiß, dass der Tod eine Erlösung war möchte man dass nicht von Anderen hören
  • weniger Worte sind oft mehr, eine stille Umarmung oder ein einfaches „Es tut mir so Leid“ oder „Mir fehlen die Worte, ich kann es nicht glauben“ sind ehrlich.
  • wenn man seine Hilfe anbieten möchte, kann man für die Angehörigen einkaufen oder Essen kochen, ganz alltägliche Dinge die oft schwerfallen
  • man kann die Trauernden ehrlich bitten „Sag mir wie ich dir helfen kann, was du brauchst“
  • es hilft nicht zu sagen: “ Ruf mich an wenn es dir schlecht geht“, wenn man eine schlechte Phase hat schafft man es nicht jemanden anzurufen
  • mir haben am meisten die geholfen die sich immer und immer wieder gemeldet haben, über einen langen Zeitraum hinweg
  • damit man es schafft sich regelmäßig zu melden hilft es sich einen festen Tag auszusuchen, immer mittwochs erst jede Woche, später vielleicht alle zwei Wochen oder sich eine Erinnerung in den Kalender zu schreiben
  • ein ehrlich gemeintes „Wie geht es dir?“ ist erlaubt, ich habe aber viele erlebt die es so dahin gefragt haben und nur hören wollten „Es geht schon!“
  • Trauer ist nicht nach einem Jahr zu Ende. Ich erlebe es immer wieder das Trauernden ein Jahr zugestanden wird, aber danach sollen sie bitte wieder funktionieren. Ich habe das zweite Jahr fast als schwieriger erlebt. Im ersten Jahr hangelt man sich von Feiertag zu Feiertag, von Geburtstag zu Todestag. Irgendwie will man es durchstehen. Im zweiten Jahr nimmt man alles viel intensiver wahr, der Verlust wird an jedem Feiertag, bei jeder Familienfeier immer wieder bewusst und das schmerzt
  • jeder hat in der Trauer sein eigenes Tempo und das sollte respektiert werden. Es hilft wenn einem Unternehmungen angeboten werden, aber es sollte auch akzeptiert werden wenn der Trauernde noch nicht in der Lage ist daran teilzunehmen. Ich hatte am liebsten einzelne um mich, mit denen ich Essen gegangen bin, wo ich mich unterhalten konnte und über meinen Verlust reden konnte. Das Schützenfest habe ich gemieden, da hatte ich das Gefühl falsch zu sein. Auch Karneval konnte ich nicht feiern, weil ich diese Fröhlichkeit die man dazu braucht einfach nicht gespürt habe.
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Die Stickdatei enthält keine I-Punkte und keine Satzzeichen, die habe ich nach dem Sticken von Hand gestickt!

Das oben gezeigte Kissen ist ein Geschenk von mir an meine Nachbarn. Der Text, der wie ich jetzt gemerkt habe aus einem Lied von Philipp Poisel ist, stand in der Todesanzeige. Ich wollte daraus eine eigene Erinnerung machen und habe ihn auf Leinenstoffe gestickt und dann zu einem Kissen verarbeitet. Ich habe schonmal erwähnt, dass ich gerne Kissen verschenke, sie haben irgendwie etwas tröstliches und geben Geborgenheit. Man kann seinen Kopf darauf legen, den Tränen freien Lauf lassen, das Kissen fest in die Arme nehmen oder vor Wut und Verzweiflung auf das Kissen einschlagen!

Ich wünsche allen ein schönes Wochenende. Wenn ihr Ideen und Wünsche habt schiebt sie nicht zu lange auf, sofern sie sich umsetzen lassen. Öfter mal spontan sein und das Leben intensiv wahrnehmen und genießen!

LIEBEVOLLe Grüße Dini.

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